Asyl- und Flüchtlingshilfe

Ich finde, die Broschüre ist das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt ist. Das einzig Positive ist die Möglichkeit, sie im Internet ansehen zu können, um zu wissen, dass sie vernachlässigbar ist. Die vielen "schönen" Bilder und Standardsätze, hinter denen vermutlich ein QM-System steht, tragen nicht dazu bei, die Glaubwürdigkeit des Amtes zu verbessern. Der Glaubwürdigkeit stehen die vielen Negativerlebnisse, die Flüchtlinge und Ehrenamtliche machen, entgegen. Und die mittlerweile zahlreichen Urteile zugunsten der Flüchtlinge, die Gerichte aussprechen.
Wo ist eine Individualität gegeben, wenn die Bescheide aus immer gleich lautenden Textbausteinen bestehen, "garniert" mit der Wiederholung der Aussagen, die der Asylbewerber im Interview gemacht hat?
Wo ist eine vertrauensvolle, Sicherheit gebende Entscheidungspraxis gegeben, wenn es vom Herkunftsland abhängt, ob ich bleiben kann oder nicht? Da gibt es Bescheide, wo man kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt, dass ein Schutz gewährt wird, obwohl es sich um eine familiäre Fehde mit Morddrohungen handelt - aber das Herkunftsland ist Irak! Andererseits berichten Pakistani, dass kriminelle Vereinigungen, die terroristischen Gruppen nahe stehen, Familien über Jahrzehnte unter Druck setzen, Geld erpressen, Mitgliedschaften einfordern, bis zur Ermordung von Angehörigen - aber Pakistan ist ein Land mit geringer Bleibeperspektive - also Ablehnung.
Dabei möchte ich betonen, dass ich "nur" in den Bereich der Entscheidungspraxis des BAMF bzgl. Asylanträgen Einblick habe. Dies ist sicherlich nicht repräsentativ für die Aufgabenvielfalt des BAMF und ich bin sicher, dass es viele Mitarbeiter gibt, die Ihre Aufgabe gewissen-haft, empathisch und ethisch akzeptabel wahrnehmen. Aber das Erscheinungsbild des BAMF ist seit ein paar Jahren vom Umgang mit den Flüchtlingen geprägt, und da nehme ich viele Baustellen wahr, die ich mit dem Anspruch und den Aussagen der Broschüre nicht in Einklang bringen kann.