Eine ausgeprägte Willkommenskultur hat in Deutschland noch keine lange Tradition. Trotzdem hat sie sich als erstaunlich robust erwiesen, als in den vergangenen zwei Jahren rund 1,2 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Doch die Stimmung in der Bevölkerung verändert sich: Viele sehen eine Belastungsgrenze erreicht, Vorteile von Einwanderung geraten aus dem Blick.
Gütersloh, 7. April 2017. Die Willkommenskultur in Deutschland hat ihren ersten großen "Stresstest" bestanden, aber deutliche Kratzer abbekommen. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung auf Grundlage einer aktuellen Emnid-Umfrage. Deutschland präsentiert sich trotz der Rekordzuwanderung insbesondere von Flüchtlingen als offene und gereifte Einwanderungsgesellschaft. Allerdings geht die Bereitschaft zur weiteren Aufnahme von Flüchtlingen deutlich zurück. Insbesondere die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern begegnen Migranten zunehmend skeptisch.
Eine deutliche Mehrheit der Befragten ist der Ansicht, dass sowohl staatliche Stellen (77 Prozent) als auch die Bevölkerung vor Ort (70 Prozent), Einwanderer willkommen heißen, die in Deutschland arbeiten oder studieren wollen. Diese Werte klettern kontinuierlich seit 2012 im Vergleich zu ähnlichen Befragungen. Es verfestigt sich somit der Eindruck, Deutschland öffne sich immer stärker für qualifizierte Einwanderer. Gegenüber Flüchtlingen wird die Willkommenskultur sowohl in Behörden (73 Prozent) als auch in der Bevölkerung (59 Prozent) allerdings als weniger ausgeprägt wahrgenommen als gegenüber Einwanderern. Aber für zügige Arbeitserlaubnis (88 Prozent) und erfolgreiche Integration (77 Prozent) von Flüchtlingen spricht sich eine konstant große Mehrheit aus.